19 Jahre, nachdem Adolph Kolping in Köln sein Werk begann, schlug in Schwaz die Geburtsstunde der Kolpingbewegung.

Am 3. Dezember 1865, einen Tag bevor A.K. im Alter von nur 52 Jahren starb, wurde in Schwaz die konstituierende Versammlung des „Jünglings- und Gesellenvereins Schwaz“ durchgeführt. Als „Geburtshelfer“ fungierten die beiden Franziskaner-Patres Arsenius Niedrist und Michael Erhardt gemeinsam mit Koop. Franz Heubacher.

Bereits im ersten Jahr seines Bestehens wurde dem Verein von der Gemeindeverwaltung ein Versammlungslokal zugewiesen. Es handelte sich um die sogenannte „Rentamtskanzlei“ im ehemaligen „Stöcklgebäude“ im Hof des damaligen Rathauses. Außerdem stellte der Kaufmann Wagner unentgeltlich einen Raum zum Theaterspielen zur Verfügung. Die Geschichte der KF ist daher auch eine Geschichte der Theaterpflege von Schwaz im allgemeinen und der Geschichte der Kolpingbühne im besonderen. Bereits 3 Jahre nach Vereinsgründung erwarb der amtierende Präses Franz Trögl um 424 Gulden von der Gemeinde das einstige „GH zum Goldenen Rössl“. Das neue „Kolpinghaus“ bot nun Platz für ein Vereinsheim und einen Theatersaal. Das Manko dabei: Der Theatersaal befand sich im 3. Stock. Als 1881 das Wiener Ringtheater durch Feuer zerstört wurde und in dem Flammeninferno hunderte Zuschauer ums Leben kamen, wurden nicht nur strengere Sicherheitsvorschriften erlassen, es blieben – geschockt von den Vorkommnissen in Wien – auch bei den Aufführungen der Kolpingbühne die Zuschauer aus. Da aber die Theatereinnahmen damals die größte Einnahmequelle des Vereins war, war der Inhalt der Vereinskasse alles andere als erfreulich. Dank aber einer großzügigen Spende in Höhe von 1200 Gulden riskierte der damals von Präses Lorenz Mayr geführte Verein den Ankauf jenes Grundstückes, auf welchem heute das Kolpinghaus steht. Kardinal Cruscha, der spätere Fürst-Erzbischof von Wien, nahm am 6. Mai 1886 die Segnung des neuen Hauses vor. Wohl in ganz Tirol , ja sagen wir selbst Österreich, dürfte kein Gesellenverein einen Theatersaal besitzt haben, wie der Verein in Schwaz einen sein eigen nannte. Der Kunsttischler Josef Kobald war eigens nach München geschickt worden, um die szenische Apparatur der königlichen Hofbühne unter die Lupe zu nehmen. Die künstlerische Ausgestaltung besorgte der Schwazer Kunstmaler und Kolpingbruder August Wagner. Er schuf die glücklicherweise erhalten gebliebenen Wandgemälde, auf denen wichtige Stationen aus der Schwazer Geschichte wiedergegeben sind. Das erste Bild zeigt den „Silberstier“, auf dem zweiten Bild ist der Besuch Kaiser Karls V. in Schwaz festgehalten. Auf dem dritten Gemälde ist eine Schwazer Delegation abgebildet, wie sie im Jahre 1809 den außerhalb von Schwaz lagernden General Wrede um Schonung des Marktes Schwaz ersuchte.

Die schweren Jahre des Ersten Weltkrieges und auch der Nationalsozialismus machten vor den Türen des Kolpinghauses und -vereines nicht halt. Der Niedergang gipfelte in der Beschlagnahmung und Plünderung des Hauses im Jahre 1938. Doch hielt der Kern des Gesellenvereines an den alten Kolpingidealen fest. Der Geist der Freundschaft und der Verbundenheit der Kolpingsöhne untereinander kam durch die Kriege nicht zu Schaden. Sehr wohl zu Schaden kam das Kolpinghaus. 1944 schlug eine Bombe in dem Haus ein, die das Heim in einen Trümmerhaufen verwandelte und den Bühnenaufbau vollständig zerstörte. Jedoch Dank der Unterstützung der Schwazer Wirtschaft stand am 6. Jänner 1949 die Segnung und Wiedereröffnung des Hauses auf dem Programm. Als „richtiger Mann zum richtigen Augenblick“ erscheint Präses Adalbert Mumelter, dem es gelang, innerhalb weniger Jahre die wirtschaftliche Not des Vereines zu überwinden.

1963 wurde das Lehrlingsheim mit 10 Zimmern mit 43 Betten und einer, für damalige Verhältnisse, supermoderne Küche eröffnet, welches jedoch 1976 aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwunges (sprich Schülerfreifahrten, bessere Verkehrsbedingungen) geschlossen werden musste. Für die Kaufmännische Berufsschule wurde ein Übergangsquartier gesucht und somit war das Kolpinghaus bis zur Fertigstellung der neuen Kaufmännischen Berufsschule im Jahre 1983 ein Schulhaus. Seit dem Auszug der Schüler beherbergt das Haus Untermieter.

Am 11. September 1986 verabschiedete sich der im Jahr 2003 verstorbene Präses Hubert Schlögl, der der KF Schwaz 20 Jahre lang als Präses vorstand und somit „längstgedienter“ Präses in der Vereinsgeschichte ist, und zu seinem Nachfolger konnte P. Wolfhard Würmer vom Franziskaner Orden gewonnen werden. Wieder einmal stand ein Umbau am Kolpinghaus an und durch die großzügige Unterstützung der Stadtgemeinde Schwaz, des Landes, der Kolpingzentrale in Wien und dank vieler Förderer und Gönner konnte die Generalsanierung im Jahre 1989 gestartet werden. Somit verfügt die KF Schwaz wieder über ein Haus, das sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann. Aber die KF Schwaz hat nicht nur ein neues Haus, Schwaz hat ein neues Veranstaltungszentrum. Am 22. April 1994 konnten wir unseren Dekan Josef Trojer als Präses gewinnen, der bis zu seinem Tod 2007 dieses Amt ausführte. Im Zuge der neuen Vereinsstatuten 2005, aufgrund des neuen Vereinsgesetzes, hat sich die Verantwortung der KF vom Präses auf den Vorsitzenden verlagert, welches Amt Frau Petra Vogler seit 2001 inne hat und seit 2007 konnten wir P. Wolfhard Würmer wieder als Präses gewinnen. 2017 hat Stadtpfarrer Martin Müller das Amt des Präses übernommen.

Besonderheiten der KF Schwaz:

Seit dem Jahre 1978 verfügte die KF Schwaz über eine eigene Männersingrunde unter dem Chorleiter Luis Franz, die sich anfangs im GH Kappe und später im Kolpinghaus zu wöchentlichen Singabenden trafen.

Eine besondere Masche hat sich die Kolping-Frauenrunde ausgedacht. Sie trifft sich zu regelmäßigen Handarbeits- bzw. Spielrunden. Jeden Mittwoch wird gehäkelt und gebastelt und werden Erfahrungen ausgetauscht und neuerdings auch Skip-Bo gespielt. Außerdem sorgen die nicht mehr wegzudenkenden Kolpingfrauen bei den verschiedensten Anlässen für das leibliche Wohl.

Ein wichtiger Punkt für die KF waren und sind die regelmäßigen Monatsversammlungen, in denen über religiöse aber auch weltliche Themen diskutiert und darüber geplaudert wird.

Auch der Sport kommt in der KF nicht zu kurz. Jeden zweiten Freitag im Monat treffen sich Kegelbegeisterte zu einem Kegelabend in der Sporthalle Ost. Auch dieser Treff hält sich bereits über Jahre, der derzeit von Marina Berger geleitet wird.  Bei den jährlichen im Jahre 1970 entstandenen Diözesanschimeisterschaften ist die KF Schwaz fast immer am Start und auch über Jahre hinweg sehr erfolgreich. Ebenso unter den Sportveranstaltungen muss ich die jährlichen Wattervereinsmeisterschaften erwähnen, wo schon so manch spannende Kämpfe ausgetragen wurden. Für die Organisation zeichnet nun schon seit mehreren Jahren Fam. Franz.

Zu weiteren gesellschaftlichen Ereignissen sind die zahlreichen Ausflüge zu nennen. Dabei werden religiöse, familiäre und genüssliche Aspekt in den Vordergrund gestellt. Z. B. Assisi- und Romfahrten, Wochenenden auf der Gufl, Bergwanderungen, Schiausflüge und, und, und. Ebenso dazu zählt auch der jährlich stattfindende und über die Stadtgrenze hinaus bekannte Flohmarkt.

Die Theatergeschichte ist eine Geschichte für sich. Wie der Vereinschronik zu entnehmen ist, wurde bereits im ersten Vereinsjahr im „Stöcklgebäude“ Theater gespielt. Das Frauenverbot wurde erst 1899 aufgehoben. Der Anlass war die Uraufführung des Stückes „Speckbacher“, in dem auch Frauenrollen enthalten waren. Ein Blick auf das damalige Repertoir liefert ein Spiegelbild der damaligen Geschmacksrichtung. „Heimliche Liebe“ , „Die Rabensteinerin„, „Das Kind der Diebin“ und ähnliche Stücke standen auf dem Spielplan. Sogar an „Maria Stuart“ wagte man sich heran. Hedi Gredler, Rosa Holzer, Hans Lenz und Friedl Schmiedhofer sen. waren lt. Chronik in den Dreißigerjahren die herausragenden Spieler. Nach Kriegsende war es auch Friedl Schmiedhofer der 1950 bei einer erfolgreichen Freilichtaufführung des „Jedermann“ Regie führte. In den folgenden Jahren standen Stücke auf dem Programm, die heute zu den Klassikern auf Laienbühnen zählen: „Föhn“, „Die Räuber vom Glockenhof“, nicht zu vergessen die Evergreens „Die spanische Fliege“, „Charleys Tante“, „Die drei Dorfheiligen“ oder „Der verkaufte Großvater“. Am Beginn der Sechzigerjahre startete für Laienbühnen eine sensationelle Spielserie: Es wurden 1961 und 1965 die Operette „Im weißen Rössl“ und 1963 die Operette „Viktoria und ihr Husar“ aufgeführt. Der Erfolg war gigantisch, so standen beim Letzteren nicht weniger als 17 Aufführungen auf dem Programm. Der Operetten-Ära folgte die Epoche, in welcher vor allem Schwänke und gängige Lustspiele auf dem Programm standen. Ausnahmen bildeten „Der Weiberfeind“, „Der Brandner Kaspar“ und „Das unheilige Haus“. Um nur einige wichtige damalige Schauspieler zu nennen: Walter Schmidhofer, Leopold Flöck, Toni Kirchmair, Renate Gasser, Erich Gschwentner, Anni und Walter Pipperger, Evi Kandler u.v.m. Seit 1949 gehörten auch die Märchen zum festen Repertoir der Kolpingbühne, die jedoch so wie der gesamte Theaterzweig seit einiger Zeit auf Eis gelegt wurden. Nur die Weihnachtsmärchen konnten dank Silvia Huber am Leben erhalten bleiben.

Abschließend aber auf keinen Fall ausgelassen werden dürfen die unvergesslichen „Bunten Abende“ unter der Leitung von Friedl und Walter Schmiedhofer und Peter Hörhager mit zahlreichen Mitwirkenden.

Wie ihr anhand dieses kurzen Streifzuges durch 150 Jahre sehen konntet, war bei der KF Schwaz immer so einiges los und die Familie feierte 2015 ihr 150-jähriges Bestehen.

„Wer Gutes unternimmt mit Vertrauen auf Gott, hat doppelten Mut, der Mut wächst nämlich immer mit dem Herzen, und das Herz wächst mit jeder guten Tat.“ (Adolph Kolping)