Liebe Freunde in der Schwazer Kolpingsfamilie!
Zu Beginn der Sommerferien möchte ich euch ein paar Sommergedanken zukommen lassen. In manchen Bereichen geht ein Arbeitsjahr zu Ende. Die Kinder freuen sich auf den Schulschluss und die langen Sommerferien. Ich wünsche den Kindern schöne und erholsame Ferien. Und denen, die „ausschulen” oder die Schule wechseln, eine gute Zukunft – mit einer Portion Neugierde und Optimismus.
 

Ferienplanung …
Vielleicht habt ihr einen großen Urlaub gebucht, der euch in eine ganz fremde Welt führen wird. Irgendwohin ans Meer, um an einem hoffentlich sauberen Strand in der Sonne zu liegen? In fremde Länder, um dort historische Städte, alte Kirchen und berühmte Museen zu besuchen?
Vielleicht freut ihr euch auf einen Urlaub bei Bekannten und Freunden.
Vielleicht werdet ihr daheim bleiben, um in den herrlichen Bergen zu wandern. Ich wünsche euch, dass ihr wirklich jene Erholung findet, die ihr sucht und braucht.
Wir leben in einer Zeit und vor allem in einem Land, in dem wir uns einen erholsamen Urlaub auch leisten können. Dafür sollten wir dankbar sein. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass es uns doch relativ gut geht.
 

Urlaub im „Paradies” …
Auch ich freue mich auf meinen Urlaub. Ich werde ihn in meiner engeren Heimat in Oberösterreich verbringen – in meinem „Paradies”, in meinem Elternhaus. Auf dem Land. Zwischen Linz und Passau über der Donau. Da habe ich Gelegenheit zum Wandern, alte Freunde und Verwandte zu treffen, und vor allem viel zu lesen. Ich bin eine Leseratte. Gute Bücher sind mir zu Lebensbegleitern geworden. In meiner Heimatkirche, in der ich getauft und gefirmt wurde und vor mehr als vierzig Jahren meine Primiz feiern durfte, feiere ich Gottesdienste. Mein Heimatpfarrer freut sich, wenn ich ihm in dieser Zeit ein wenig an die Hand gehe. Es tut mir dabei gut, mich weit zu öffnen für das Schöne in meiner Welt, für schöne Landschaften, für die Pflanzen und Tiere in meinem Zuhause. Für den heiligen Franziskus sind alle Geschöpfe auch Lebensgefährten und Geschwister im gemeinsamen Unterwegs-Sein zu Gott. Von daher ergibt sich die Pflicht, dass wir mit unserer Mutter Erde und den Geschöpfen ehrfurchtsvoll umgehen. Franz von Assisi erinnert mich übrigens immer wieder daran, wie wenig man im Leben braucht, um zufrieden und glücklich sein zu können.
 

In Gott verankert sein …
Auch im Urlaub ist mir wichtig, dass ich mich ganz tief in Gott verankert weiß. Es gibt keinen Urlaub von Gott und keinen Urlaub ohne Gott. Selbst wenn ich Gott aus den Augen verlieren sollte, weiß ich, dass Er mich nicht aus den Augen lässt. Der im Jahre 1945 wegen seines Widerstandes von den Nazis hingerichtete Jesuitenpater Alfred Delp hat damals geschrieben: „Man kann wohl gottlos werden, nicht aber Gott loswerden!” Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt erinnert in seinem Buch „Außer Dienst. Eine Bilanz” an eine Begegnung mit Kardinal König, den er hochgeschätzt hat. Der Kardinal hatte ihm nach einem langen und intensiven Gespräch gesagt: „Herr Schmidt, vergessen Sie nicht die Kraft des persönlichen Gebetes!” Diesen Satz – so der deutsche Altbundeskanzler – habe er nie vergessen. Auch wir sollten ihn bedenken: Kein Tag – selbst im Urlaub – ohne Gebet. Mag schon sein, dass das Gebet nicht immer so hilft, wie man das gerne hätte. Man zündet schnell an einem Wallfahrtsort oder vor einem Heiligenbild eine Kerze an, wenn man durch eine Panne oder einen Unglücksfall völlig „aus dem Häuschen” geraten ist. Es geht um das tägliche, regelmäßige Beten. Das tägliche Beten sollte helfen, dass in Allem wieder Gott den Vorrang bekommt. Gott muss uns im Leben das Allerwichtigste sein. Wenn man älter wird, beginnt man zu spüren, dass das tägliche Beten nie umsonst war und nicht vergebens ist.
 

Zeit für sich selber und Zeit für die Familie …
Ich wünsche euch einen schönen und erholsamen Urlaub – mit viel Zeit für euch selber und eure Familien. Die traditionelle Familie wurde schon so oft tot gesagt und für überholt erklärt. Repräsentative Studien und Untersuchungen machen deutlich, dass die auf Ehe gegründete Familie nach wie vor die beliebteste Lebensform in Deutschland ist.
 

Die vielen Sex-Affären und Sex-Skandale …
Die vielen Sex-Affären und Sex-Skandale in der ökonomischen und politischen Elite der Männerwelt haben die Debatte entflammen lassen, wie archaisch, atavistisch dem Tierreich verbunden unsere modernen Lebensund Gesellschaftsformen immer noch sind. Ist der neue Mann doch nichts anderes als der Gorilla-Pascha, der seine Vorrangstellung mit Rangabzeichen, vor allem mit ihn bewundernden Untergebenen des „schwachen Geschlechts” schmückt? Auch Unterhaltungsstars umgeben sich gern wechselnd mit attraktiven Weibchen. Die Medien gieren förmlich nach solchen Personalien, weil es das Volk nach dem „Wer mit wem?” schier unersättlich dürstet. Was früher den „oberen Zehntausend” vorbehalten war, ist im klassenlosen Zeitalter demokratisiert wie das Reisen: Jeder und jede kann und darf heute. Dafür sorgen Seitensprung-Agenturen, Sex-Propaganda-Inserate, Fernseh- und Internet-Videos. Auch die Geschlechterrollen haben sich demokratisiert. Was Mann darf, darf Frau – im Zeitalter sicherer Empfängnisverhütung – allemal.
So servieren uns die Medien genüsslich nicht nur, mit welchen Frauen angeblich ein Berlusconi sich vergnügt, sondern auch, welchen Männern eine Carla Bruni zuneigungsvoll verbunden gewesen sein soll. Im sexuellen Reigen mag als langweilig wirken, was Jesus zugunsten der Einehe auf Lebenszeit gepredigt hat. Trotzdem scheint das still und heimlich weiter die Massen zu faszinieren: Sexualität in Liebe und Treue. Warum sonst schauen sich Millionen von Menschen stundenlang gerührt Trauungszeremonien englischer und auch anderer Prinzen und Prinzessinnen an? Die eheliche Beziehung ist noch immer oder schon wieder das größte Abenteuer des Lebens. Eine Zeitung schrieb: „Nicht Macht, sondern die ewige Macht treuer Liebe macht sexy!” Und Kinder – nach ihren heimlichen Wünschen befragt – wünschen sich, dass Mama und Papa beieinander bleiben. Glückliche Kinder, die in der Obhut von Eltern aufwachsen dürfen.
 

Adolph Kolping und die Familie …
Adolph Kolping – vor zwanzig Jahren von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen – sah den Schwerpunkt seines gesellschaftspolitischen Bemühens in der Familie. Die Familie ist kein Auslaufmodell. Sie ist das Grundmodell einer gesunden Gesellschaft. Sie ist die erste und ursprüngliche Gemeinschaft menschlichen Lebens. Und sie ist für uns Christen mit Vater und Mutter und Kindern das Abbild des dreifaltigen Gottes. Sie ist für uns Christen die erste Kirche, „Kirche im Kleinen”.

Ich wünsche euch und euren Familien einen schönen Sommer – mit viel Zeit füreinander und für eure Kinder.

Mit einem herzlichen Kolping Treu!
Euer Präses P. Wolfhard