Liebe Freunde in der Schwazer Kolpingsfamilie!

Die Weihnachtszeit mit allem Drum und Dran wird jedes Jahr noch länger. Immer früher werden die Geschäftsauslagen weihnachtlich dekoriert. Mitte November werden in unseren Städten die ersten Christbäume aufgestellt und die Christkindlmärkte eingerichtet. Ob uns das gefällt oder nicht, es ist einfach so, und wir können es nicht ändern. Dabei geht es nicht um die so markante und wichtige Weihnachtsbotschaft, sondern um das Weihnachtsgeschäft. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten soll in den letzten Wochen des Kalenderjahres noch aufgeholt werden, was man während des Jahres nicht geschafft hat. Die Jahresbilanzen sollen wenigstens ausgeglichen sein.

Weihnachtsbräuche …

Es ist auffällig, dass die großen Feste des Kirchenjahres – weil man das eigentliche Festgeheimnis offensichtlich nicht ausloten kann – angereichert sind mit Brauchtum und Bräuchen der verschiedensten Art.

Weihnachten mitten im kalten Winter. Die Tage sind die kürzesten im ganzen Jahr. In vielen Weihnachtsliedern bricht die Sehnsucht nach Licht und nach Wärme durch, die Sehnsucht nach Leben. Christbäume mit ihren immergrünen Nadeln sind im Grunde Lebensbäume.

Zu den schönsten und wertvollsten Bräuchen zählt wohl die Weihnachtskrippe mit ihrer Jahrhunderte langen Tradition in Tirol. Sie berichtet uns anschaulich von der Menschwerdung Gottes in einem kleinen hilflosen Kind.

Weihnachten – das große Fest des Lichtes …

Vier Wochen lang werden wir mit je einer zusätzlichen Kerze am Adventkranz auf das große Fest des Lichtes vorbereitet. In unseren Familien, Dörfern und Städten steht das Licht im Mittelpunkt: Christbäume mit ihren brennenden Kerzen, Lichterketten, das Friedenslicht von Bethlehem in unseren Kirchen und vielleicht auch zu Hause.

Die Bibel spricht in vielfältiger Weise vom Licht: Johannes der Täufer kam und legte Zeugnis ab vom Licht. Das Licht leuchtet in der Finsternis. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Dieses Licht wird uns aber nicht aufgezwungen. Der Apostel Johannes sagt: Allen, die Ihn aufnahmen, gab Er Macht, Kinder Gottes zu werden (Joh 1, 12). Wir können dieses Licht aufnehmen, ablehnen oder einfach ignorieren.

Weihnachten – das Fest des Schenkens …

Die Heiligenfeste in der Vorweihnachtszeit erinnern uns ans Schenken: das Fest des hl. Martin, der mit einem Armen seinen Mantel teilt, das Fest des hl. Nikolaus, der ein Leben lang für die Armen Gaben gesammelt hat.

Man kann sich im Leben nicht alles selber schaffen. Im Grunde ist so vieles in unserem Leben Geschenk: Die gute Gesundheit, ein gutes Daheim in einer intakten Familie, das Leben in einem Land ohne Krieg. Wir können uns täglich satt essen. Wir sind von einem eng geknüpften sozialen Netz umgeben, das uns schützt bei Unfällen und Krankheit.

An Weihnachten beschenken wir einander. Das schönste Weihnachtsgeschenk besteht wohl darin, einem Menschen Freude zu bereiten. Nicht nur die Kinder, auch wir, die Erwachsenen, freuen uns, wenn wir liebevoll beschenkt werden.

Weihnachten als Familienfest …

Weihnachten ist freilich nicht für alle so harmonisch, wie es beworben wird. Für viele Alleinstehende und Ältere ist Weihnachten eine einsame Zeit. Ich denke an alle, die in diesem Jahr einen lieben Menschen oder gar den Lebenspartner verloren haben.

Die Bedürfnisse haben sich gewandelt. Das zeigt sich anhand der Geschenkkultur. Weihnachtsmärkte und weihnachtlich dekorierte Straßen inszenieren Gefühle von Nostalgie und wecken Kindheitserinnerungen. Was nützen die schönsten und teuersten Geschenke, wenn man sich menschlich allein gelassen fühlt.

Wir reden immer nur vom Drumherum …

Aber das schönste und reichste Drumherum braucht eine lebendige Mitte. Was nützt der schönste und kostbarste Bilderrahmen ohne das Bild, dem er dienen und das er zur Geltung bringen möchte?

Die vielen und vielfältigen Weihnachtsfeiern dieser Zeit – oft mit üppigen Essorgien und reichhaltigem Alkoholkonsum – vermitteln uns nur selten diese Mitte.

Untersuchungen auch unter Christen machen deutlich, dass in einer glaubensarmen und glaubenslosen Zeit Feste immer mehr ihren Sinn verlieren.

Die funkelnde und betriebsame Weihnachtszeit unserer säkularisierten Gesellschaft hat noch viel Schönes am Rande, aber ein gewaltiges Defizit in der Mitte. Es ist ihr das MYSTERIUM verloren gegangen.

Wir müssen wieder hinhören und die Worte der Weihnachtsbotschaft in unsere Seele fallen lassen: Gott ist Mensch geworden – als kleines hilfloses Kind. Man muss sich bücken, um dem Kind in die Augen zu schauen. Die Engel auf den Feldern zu Bethlehem singen: Heute ist euch in der Davidsstadt Bethlehem der Heiland geboren, Christus, der Herr. Friede den Menschen guten Willens!

Die Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung Gottes annehmen heißt: An diesen Heiland, an Christus, den Herrn, glauben, auf Ihn vertrauen, Ihn anbeten, sein Licht im eigenen Alltag aufstrahlen lassen.

So werden wir befähigt, Boten des Lichtes zu sein für unsere Familien und die Welt, in der wir leben.

So gesehen ist Weihnachten für uns nicht nur ein Geschenk Gottes, sondern zugleich Auftrag.

Mutter Teresa drückt diese Wahrheit in etwa und sinngemäß so aus:

Jedes Mal, wenn wir unserem Mitmenschen zulächeln und ihm die Hand reichen, ist Weihnachten. Jedes Mal, wenn wir einem Menschen Freude bereiten und in seinem Alltagskreuz ein bisschen Hoffnung machen, ist Weihnachten.

Jedes Mal, wenn wir einem einsamen und allein gelassenen Menschen Gesellschaft leisten und ihm zuhören, ist für ihn Weihnachten. Jedes Mal, wenn wir etwas erfahrbar machen von der Liebe Gottes, ist Weihnachten.

Ich lade ein zum Rorategang in den Adventstagen und zum Besuch der Weihnachtsmette.

Eine gesegnete Weihnachtszeit und ein frohes TREU KOLPING!
Euer Präses P. Wolfhard