Liebe Freunde in der Schwazer Kolpingsfamilie!

Die Tage werden merklich länger. Die Natur erwacht aus ihrer Winterstarre. Es wird zusehends wärmer. Wir gehen auf Ostern zu.

Ostern ist das Fest des Lebens
nicht nur für die erwachende Natur, sondern vor allem auch für uns Menschen. Durch 
die Auferstehung Jesu am Ostermorgen hat sich ein weites Tor aufgetan zum Leben.

Die Österliche Bußzeit beginnt mit einem Hinweis auf die Wüste …

Das Volk Israel musste auf seinem Weg ins verheißene Gelobte Land vierzig Jahre in der Wüste verbringen und sich mit den Gefahren und den Tücken der Wüste herumschlagen. In der Wüste sind Hunger und Durst ständige Begleiter. Überall lauern wilde Tiere. Man muss ständig auf der Hut sein vor herumstreunenden gefährlichen Banden.

Jesus verbringt eine vierzigtägige Fastenzeit in der Wüste, bevor Er zu den Menschen geht, um das Reich Gottes zu verkünden. Das Leben in der Kargheit der Wüste schafft einen Blick für das Wesentliche.

Das Wüstenleben Jesu ist geprägt von Versuchungen …

Versuchungen sind vielfältig. Sie können mir suggerieren: Du hast bisher etwas versäumt. Hole nach! Gönne es dir jetzt! Du hast ein Recht darauf. Andere tun es doch auch. Sie können aber auch bedeuten: Bleib beim Gewohnten! Für Neues bist du nicht geschaffen. Mache dir keine unnötigen Gedanken. Sie bringen ohnedies nichts. Warum lange in der Vergangenheit herumstöbern? Im Keller liegen die Leichen gut, auch wenn sie von Zeit zu Zeit „heraufstinken”. In einem gewissen Alter neigt man zu einer gewissen Bequemlichkeit und Lethargie.

Jesus wurde immer wieder versucht: Zeige den Menschen, wer Du bist! Zeige den Pharisäern, wenn sie Dich im Tempel angreifen, wer da eigentlich Herr im Haus ist! Offenbare Dich als Messias! Das bist Du ja. Steig herab vom Kreuz und lass Dich nicht wie der letzte Dreck behandeln. Das hast Du nicht verdient. Doch Jesus ließ sich vom Versucher nicht von seinem Wege abbringen.

Versuchungen gehören zum menschlichen Leben. Wer lebt und sein Leben liebt, ist auch ständig Versuchungen ausgesetzt.

Wir versuchen mitzunehmen, was das Leben zu bieten hat: Man beansprucht einen sicheren – abgesicherten – Arbeitsplatz und stellt seine Urlaubsansprüche. Ein gutes Einkommen ist wichtig. Wir wollen uns ein bequemes Auto leisten, eine schöne, nicht allzu teure Wohnung usw. usf. Je mehr man hat, umso mehr möchte man haben.

Es gibt im Leben so viel Schönes und Verlockendes. Warum sich nicht das eine oder andere gönnen? Man ist ja auch nur ein Mensch.

Die Vaterunser-Bitte „Führe uns nicht in Versuchung!” hat ihre große Bedeutung: Lass mich, Herr, in den Fragen und Unsicherheiten des Lebens nicht ohne deinen Beistand! Gib mir die Gabe der Unterscheidung zwischen dem, was mir gut tut, und dem, was schadet. Lass mich im Leben immer wieder spüren, was wirklich wichtig ist. Bewahre mich vor allem Unmaß!

Jesus predigt Umkehr: Kehrt um, das Reich Gottes ist nahe! Kehrt um und glaubt an das Evangelium!

Umkehr hat zu tun mit Verzicht.

Umkehr kann damit beginnen, dass wir in unseren Ansprüchen bescheidener werden. Muss man wirklich alles haben, was man sich leisten könnte? Zufriedene Menschen haben oft einen recht bescheidenen Lebensstil. Wir Franziskaner sagen gerne: Einfach leben! Einfach leben!

Umkehr hat zu tun mit dem Blick auf unsere Mitmenschen.

Wir müssen eine Haltung der Solidarität entwickeln. Wir sollten die vielen Menschen im Blick haben, die oft bittere Not leiden. Ich denke dabei an die Hungernden, an die Menschen in den Kriegsgebieten, aber auch an die vielen Flüchtlinge, die mit ihren Kindern ihre Heimat verlassen haben, nur um ihr nacktes Leben zu retten.

Ich denke auch an die Menschen unter uns und neben uns, die Mühe haben, über die Runden zu kommen. Ich denke an die Menschen, die krank sind, allein, und warten, dass sich ihnen jemand verständnisvoll zuwendet. Ich denke an die allein erziehenden Mütter und Väter, die in der Sorge mit ihren heranwachsenden Kindern oft überfordert sind. Ich denke ganz konkret an Menschen, die wesentlich ärmer dran sind als wir.

Umkehr hat zu tun mit einer Neubesinnung auf die alten Werte

wie Respekt und Ehrfurcht voreinander, Hilfsbereitschaft und Toleranz.

Umkehr hat zu tun mit einer deutlichen Ausrichtung auf Gott hin.

Auch in einer Zeit der Gottvergessenheit! Auch wenn man als praktizierender Christ manchmal isoliert wirkt. Auch wenn man als gläubiger Mensch nicht immer ernst genommen wird.

Unser ganzes Leben ist Wandel und ständiger Neubeginn. Wer nicht mehr bereit ist, sich zu ändern, weil er mit sich und seiner Welt zufrieden ist, verliert an Leben und an Zukunft.

Sakramentale Umkehr könnte einmünden in die Osterbeichte …

Einmal im Jahr hat man früher aufgeräumt und alle stinkenden Leichen entsorgt. Wenn man älter wird, stolpert man immer wieder über die Leichen einer allzu unbekümmerten Jugendzeit. Die Osterbeichte tut gut. Sie schafft eine neue Offenheit und eine neue Leichtigkeit des Seins. Frühlingsluft für einen neuen Frühling! Eine gute Beichte verleiht Flügel.

Hat niemand mehr den Mut zu einer guten Osterbeichte? Die Priester in den Pfarrgemeinden und auch im Kloster stehen zur Verfügung.

Dann wäre Erlösung kein theologisches Fremdwort mehr, sondern eine erfahrene Lebenswirklichkeit. Die Wüste beginnt zu blühen, und Ostern wird zum großen Fest des Lebens.

Eine gesegnete Zeit und ein frohes TREU KOLPING!

Euer Präses P. Wolfhard